<Tätigkeitsbereiche, Qualifikation und Ausbildungen>
<Presse> Mit Bodenhaftung und Esprit: Monika Fixemer
(PERSONALIA REPORT PSYCHOLOGIE 7/8-07)
Eine Frau, die die Gleise gegen die Castor-Transporte blockiert, die bei amnesty international gegen die unwürdige Inhaftierung von Gefangenen Protestbriefe geschrieben hat, die sich für die Gleichbehandlung von Frauen, für die Umwelt, und für alle Entrechteten, Geknechteten und Unterprivilegierten einsetzt, dem Saarland zu mehr Schulpsychologen verholfen hat – diese Frau lächelt wie ein Lausbub, setzt sich auf eine Parkbank und lässt sich gelassen fotografieren. Sie hat gerade eine mehrstündige Fortbildungsveranstaltung in Sachen Coaching mit Hilfe psychoanalytischer Verfahren hinter sich, wohlgemerkt, als Lernende. Später wird sie sagen, dass sie nicht gern auf einer Stelle stehen bleiben möchte, lebenslanges Lernen sei ein existentielles Bedürfnis von ihr.
Kürzlich ist sie von der Delegiertenkonferenz (DK) zur Sprecherin des Psychologinnen-ausschusses, dort schon seit 2005 Mitglied, gewählt worden. Im Moment ist das ihr Haupt-Ehrenamt neben der Funktion als Landesvorsitzende des Saarlandes. Es geht um die Durchsetzung des Konzepts des Gender Mainstreaming. Wirkliche Chancengleichheit und Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Wichtig für die Wirtschaft, für die Verwaltung, für die Öffentlichkeit – es gilt zu verändern: die Ungleichbezahlung, die nicht adäquate Besetzung von Managementposten (vier Frauen in Vorstandspositionen in den hundert größten deutschen Unternehmen), Anzahl an Professorinnenstellen, oder die entsprechende Besetzung in der Politik. Stichworte sind ebenso: Frauenerwerbsquote (59 %, aber Rückgang des Arbeitsvolumens), Teilzeitarbeit (85%), Kinderbetreuung.
Aber ist das Thema in einem Berufsverbrand, bei dem Frauen mehr als zwei Drittel der Mitglieder stellen, überhaupt noch relevant, heute 2007? »Und ob«, pariert sie, »die tatsächlichen Geschlechterverteilung findet man noch nicht in allen BDP-Verhältnissen wieder, zum Beispiel bei den Sektionsvorsitzenden.« Zwar habe sich im BDP eine Menge getan, die Verbandsbezeichnung ist nur durch eine Initiative des Psychologinnenausschusses zu Stande gekommen und es gäbe auch genügend Frauen als Landesvorsitzende. »Wir als Psychologinnen müssen auch lernen, selbstbewusster aufzutreten, offensiver zu werden.« Der DK-Ausschuss Psychologinnen nimmt zu Gesetzesentwürfen Stellung oder gibt Statements heraus, z.B. zum Stalkinggesetz oder dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz. Die Positionen des Psychologinnenausschusses trägt Monika Fixemer auch in andere Gremien, zum Beispiel in den Bundesverband der Freien Berufe (BFB). Im BFB ist aktuell ein Gespräch mit der Bundeskanzlerin geplant, bei dem es um die Alterversorgung von Freiberuflerinnen geht. Fixemer war bei den Abstimmungsgesprächen dabei und unterstützte auch zusätzliche Aspekte als mögliche Gesprächsthemen wie die Gehaltsunterschiede im Wirtschaftsbereich, die bis zu 500 Euro betragen. Es geht darum, dass in der Politik das Augenmerk für die noch nicht funktionierende Chancengleichheit von Frauen und Männern geschärft wird. Unter einer Kanzlerin, wenn auch von anderer politischer Couleur als Fixemer, vielleicht leichter denn je? Dabei erwartet sie nicht nur Ver-ständnis, sondern auch Tatkraft von der vier Jahre älteren Regierungschefin.
Mit Frauen kann sie gut. Mit Männern auch? »Ich hab es von kleinauf als Tochter eines Kommunalpolitikers gelernt, mit Politikern umzugehen. Man hat mir auch beigebracht, sachlich zu argumentieren. Zugegeben, manchmal bin ich sehr kämpferisch.« Sie sagt nicht, dass es manche Männer nicht so mögen, wenn man nicht fraulich nachgibt. Diese sagen dann: die Monika ist schon mal ein bisschen kantig. Als im vergangenen Jahr im Saarland Schulpsychologen »abgebaut« werden sollten, hat sich Monika Fixemer sehr engagiert, hat in vielen Gremien auf die Kompetenzen von spezialisierten Psychologen gerade im Zusammenhang mit der steigenden Gewaltbereitschaft an Schulen aufmerksam gemacht, alle ihre Kontakte zu Politikern und zur Öffentlichkeit genutzt und hinter den Kulissen verhandelt, als ginge es um G8. Als dann sogar mehr Schulpsychologen im Saarland eingestellt wurden und sich in den benachbarten Bundesländern ähnliche Entwicklungen abzeichneten, warfen ihr einige Kritiker vor, sie hätte viel zu viel Druck gemacht. Diesen Vorwurf empfindet sie als ungerecht, denn sie hat dafür gesorgt, dass überhaupt Psychologen in dieses Thema einbezogen wurden und dass letztlich mehrere Parteien die Forderung nach Schulpsychologen in ihre regionalen Parteiprogramme eingebracht haben. »Ich bin gewohnt, dass ich den Verantwortlichen die Thematik vortrage, um diese auf die Probleme aufmerksam zu machen, ich setze immer auf Sachargumente und nicht auf Brachialgewalt. Das, was an der Öffentlichkeit vorbeiging, war, dass ich diesbezüglich ganz viel Lobbyarbeit gemacht habe«. Das geht nur mit Fingerspitzengefühl.
Gerechtigkeit. Das ist der rote Faden in Fixemers Leben. »Ich habe von meinem Vater gelernt, mich für andere einzusetzen, in der Kommunalpolitik ist man nur erfolgreich, wenn man das tut. Ich habe auch gelernt, dass man sich engagieren muss, damit es zu einem Interessenausgleich kommt. Und wenn man ein Ziel hat und dieses erreichen will, muss man sich immer hundertprozentig einsetzen.« Das war so bei Greenpeace gegen Atomenergie, gegen Ozon, Wasserverschmutzung, den Atomwaffensperrvertrag, bei der Anti-AKW-Bewegung und im Kampf gegen Rassismus. Dafür nahmen sie nach einer politischen Aktion die ganz Rechten ins Visier. Einem CDU-Bürgermeister hatte sie gemeinsam mit noch zwei Frauen einen Eimer weiße Farbe geschenkt. Er solle die angeschmierten Hakenkreuze in seiner Kommune damit übermalen. Nur mit Personenschutz konnte sie sich zu diesem Zeitpunkt bewegen. Angst? »Ja, aber nur in diesem Fall, die hatten uns fotografiert.« Sonst war ihr immer wichtig, dass alles gewaltfrei ablief. Das war der Grundkonsens allen Engagements.
Aufgewachsen ist Monika Fixemer im Saarland, im katholisch-konservativen Milieu, das sie als provinziell und bigott empfand. In ihrer Jugend hat sie stark dagegen rebelliert und sich wahrscheinlich nur durch oppositionelle Reibung und unter Zuhilfenahme von sozialkritischer und sozialistischer, auch psychologischer Literatur zu einer Linken entwickelt. Auch mit ihrem Vater hat sie einige Jahre einen Generationenkonflikt ausgefochten. Sie ist ihm, den sie heute immer noch sehr schätzt, sehr dankbar, auch dafür, dass sie gelernt hat, Konflikte auszutragen und ein starkes Rückgrat bekommen hat. Sie legt auch Wert auf die Feststellung, dass sie weder religiös, noch kirchlich oder sektenhaft orientiert ist.
Es sei ihr sehr wichtig, aufrecht in den Spiegel schauen zu können, auch wenn man manches Mal Nachteile davon hat. Ihre Karriere auf landespolitischer Ebene ist mit einem Krach zu Ende gegangen. Vielleicht ist das in der Retrospektive auch als gut zu bewerten, denn Frau Fixemer hat auch noch einen Hauptberuf: Diplompsychologin im Bereich Arbeits-, Betriebs-, Organisationspsychologie. Aber das reicht ihr noch nicht: Sie arbeitet als selbständige Psychologin auch in den Bereichen Verkehrs- und Notfallpsychologie. »Meine absoluten psychologischen Lieblingsfächer waren schon zu Studienzeiten Empirie/Methoden, Kognitive Psychologie, Sozialpsychologie, Neurophysiologie und Umweltpsychologie.« In ihrem Büro, eine Praxis würde sie das nicht nennen, berät sie im Moment gerade Klienten zu Mobbing. Nebenbei schreibt sie an einer Studie zur Frauenthematik.
Wo tankt sie eigentlich auf, um in all diesen Themenfeldern immer präsent und äußerst tiefgründig vorbereitet zu sein? »Wenn mich ein Thema interessiert, habe ich eine totale Motivation«. Das scheint die halbe Miete. Im Moment interessiert sie die Arbeit im BDP am meisten. Sie müsse schließlich Prioritäten setzen und ihre Kraft einteilen. Und die andere Hälfte? Das Unterwegs-Sein, die Bewegung von einem Ort zum anderen, zwischendurch mal ein bisschen Kultur, Theater, Konzerte, Radfahren, Lesen. »Ich gönne mir zwischendurch einen halben Tag Kurzurlaub.«
Man muss sich konzentrieren können.